Exklusiv für theoneblog traf sich unsere Paris-Korrespondentin Charlotte Wiedemann mit dem Designer DAMIR DOMA, der momentan zu den aufstrebendsten Newcomern gehört und führte für Euch ein spannendes one-on-one. Und wenn Charlotte gerade nicht für uns die Straßen von Paris unsicher macht, so schreibt sie u.a. für das New York Magazine und arbeitet tagsüber bei Condé Nast Paris.
DAMIR DOMA hat sich, seit er vor drei Jahren in Paris sein eigenes Modelabel gründete, mit seinen neuartigen Silhouetten in der Männermode einen Namen gemacht. Jetzt ist endlich die Damenwelt dran. theoneblog erzählte er, wieso sich seine Frauen emanzipieren mussten, warum Mode “aus dem Nichts kommen” muss und wie sehr er Mailand hasst.
Wir erinnern uns, dass es in deiner letzten (und ersten) Frauenkollektion nicht mal einen Rock gab. Wieso ist diese Kollektion jetzt soviel femininer?
Die erste war auf den Männern aufgebaut, du brauchst ja schon eine Basis. Mir war aber da schon klar, dass es nicht für immer so sein sollte. Für die zweite hatte ich mehr Zeit und auch mehr Erfahrung. Die DAMIR DOMA-Frau hat sich jetzt vom Damir Doma-Mann emanzipiert.
Was macht die DAMIR DOMA-Frau denn aus?
Sie besitzt auf jeden Fall eine natürliche Eleganz, sie ist sehr stolz und aufrecht. Ich musste ja jetzt das erste Mal eine Beziehung zwischen den beiden herstellen, auch dadurch dass beide Kollektionen für den Swiss Textiles Award nominiert sind, das ist eine gute Generalprobe. Der Mann, wie ich ihn sehe, ist intellektuell und sensibel; die Frau ist stärker als er. Für mich ist die Frau eine Art Gottheit, der Mann ist ihr eher untergestellt.
Was inspirierte dich zu der Kollektion, die wir letzte Woche in Paris gesehen haben?
Meine Freundin Anna; sie ist genau die Frau, die die Sachen tragen soll. Das Orange kommt aus der asiatischen Kultur, es steht dort für Spiritualität, Einfachheit, und Reinheit. Spiritualität spielt immer eine Rolle in meiner Arbeit.
Zu welchen Schauen gehst du selbst während der Pariser Fashion Week?
Ich gucke mir Christophe Lemaire und Kris van Assche an, aber nur weil wir befreundet sind. Einmal hab ich mir Issey Miyake angeschaut, aber da ist bei mir emotional nichts passiert, obwohl ich eigentlich ein großer Fan von ihm bin. Ansonsten kommt es aber auch ein bisschen komisch rüber, wenn man als Designer bei anderen Designern zuschaut. Da denken die Leute immer man macht sich im Kopf Notizen.
Apropos Notizen: Referenzen anderer Jahrzehnte – wie sie jetzt gerade so beliebt sind – oder auch anderer Designer sucht man bei dir ja fast vergebens.
Ja, das stimmt, deshalb sollten die Models auch quasi ‚aus dem Nichts kommen’ auf dem Laufsteg, um zu betonen, dass es keine klassischen Referenzen gibt. Die Designer kupfern auch viel untereinander ab, gerade in Amerika: Phillip Lim, Alexander Wang, Jason Wu – die könnten alle zusammen eine große Show machen. Die Mode kommt gerade wenig voran, bei den Frauen noch weniger als bei den Männern und man wird oft weggebügelt, wenn man was Neues machen will. Schon komisch, weil sich alle trotzdem immer über die Krise beschweren.
Du bist in Kroatien geboren, in Deutschland aufgewachsen, hast deine Ausbildung in Belgien gemacht und lebst und arbeitest jetzt in Paris. Was hast du von den jeweiligen Ländern künstlerisch mitgenommen?
Dank Kroatien hat meine Arbeit etwas Folkloristisches. Deutschland verdanke ich die scharfen Geraden und einfachen Linien, das Technokratische. Das Avantgardistische meiner Kleidung und der Wechsel kommen aus Belgien. In Paris hab ich dann was über Eleganz und Sophistication gelernt.
Wieso hast du dich letztendlich für Paris entschieden?
Es war nach Antwerpen einfach das, was am meisten Sinn gemacht hat. Und ich hasse Mailand, ich geh dort nicht mal mehr für die Stoffmessen hin. Es ist so eine hässliche Stadt, mit so einer negativen Energie. Es raubt mir den letzten Nerv. Paris ist einfach eine inspirierende Stadt.
sehr schön!
besonders mag ich die “ehrliche aussage” über mailand…
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